Dienstag, 13. November 2012

2 weitere Monate in Brasilien




Oi,
( dieses kleine Wort hat die gleiche Bedeutung wie „Hallo“)

Jetzt sind schon 2 Monate vergangen, seit dem ich das letzte Mal etwas über mein Leben hier in Brasilien berichtet habe. In dieser Zeit ist wieder vieles passiert, von dem ich erzählen will.


Besuch in Caracol


Wie im letzten Bericht angekündigt, war ich im Nachbarbundesland Piaui in eine kleine Stadt Namens „ Caracol “ gereist und habe dort die beiden netten Franziskaner-Brüder Jonecildo und Jared kennengelernt.
Am Mittwoch, den 12. September, sind Assunção und ich um halb 2 nachmittags aus Bacabal mit dem Bus losgefahren sind und am nächsten Tag um 07:30 in Caracol angekommen. Zwischendurch haben wir einen dreistündigen Zwischenstopp in der Großstadt Teresina gemacht.
Teresina hat eine sehr wichtige und zentrale Bedeutung hier in meiner Region, weil dort vor allem die medizinische Versorgung zufriedenstellend ist, was man von Bacabal nicht behaupten kann. So nehmen immer wieder, gezwungener Maßen, die Menschen von Bacabal eine vierstündige Fahrt nach Teresina auf sich, um dort eine gute Behandlung zu erhalten.
Als wir in Teresina Halt gemacht haben, ist dann Frei Wagner zu uns gestoßen, der schon ein paar Tage zuvor vorgereist ist, um einige Dinge zu erledigen. Zudem war noch eine weitere Person mitgekommen, nämlich die Sekretärin von Bruder Wagner: Kerolin. So sind wir dann zu viert von Teresina aus nach Caracol gefahren.
In Caracol dann sind wir morgens an einem sehr unordentlichen Marktplatz angekommen. Dies lag aber daran, dass an diesen Tagen dort eine Kirmes stattfand. Nur über den Marktplatz gegangen, waren wir schon am Haus der beiden Brüder angekommen.

Im Haus haben wir uns dann frisch gemacht und uns gestärkt, so dass wir uns direkt auf den Weg machen konnten, um mit den Brüdern die Umgebung von Caracol und so den Nationalpark „Serra das Confusões“ zu erkunden.

Bald bemerkte ich, dass diese Gegend sehr trocken ist und wirklich sandig ist  und nicht nur staubig, wie ich es aus Bacabal und Region gewöhnt bin. Es kommt einer Wüste schon sehr nahe, nur dass es noch viele Sräucher gibt, die jedoch alle einem vertrocknet vorkommen.
Schon aus den Gesprächen mit Assunção zuvor wusste ich, dass die Menschen dort in härteren Lebensumständen als sonst leben. Denn diese Gegend ist sehr trocken, sodass die Schwierigkeiten mit der Wasserversorgung so groß sind, dass die wirklich armen Menschen wirklich darum fürchten müssen kein Wasser zum Trinken zu haben. Um diesem Problem etwas gegen zu wirken, bauen die Menschen kleine Kaktusplantagen an, die sie dann ernten. Denn bekanntermaßen lagert sich viel Wasser im Körper der Pflanze. Und dieses Wasser kann dann auch genutzt werden.
Aber bei diesen Menschen, die auf diese Art von Wasserversorgung zurückgreifen, handelt es sich um die Menschen, die etwas weg von der Stadt wohnen.
Die Reicheren können es sich leisten Wasser per Tanklaster anliefern zu lassen, die das Wasser von Pipelines aus der Umgebung (etwa 50 km) holen.
So waren wir nun auf dem Weg zu der Serra das Confusões. Dort angekommen durften wir eine wunderschöne Landschaft bestaunen. Denn die „ Serra das Confusões“ ist nicht nur ein einfach eine Wüste, sondern ist sozusagen der Ausläufer eines kleineren Gebirges, das übersät ist mit mehreren Steinhügeln. Zwischen diesen Steinhügeln befinden sich dann des Öfteren Schluchten, die man aus der Weite gar nicht erahnen würde. So hat uns dann Frei Jonecildo zu einer Stelle gebracht, wo eine dieser Schluchten vorzufinden war.
Um Geld in diese Region herein zubringen, wird versucht aus diesem Nationalpark eine Touristenattraktion zu machen. So waren in dieser Schlucht schon einige Treppen angebracht, sodass wir ohne Probleme in die Schlucht hinabsteigen konnten.
Unten in der Schlucht erwartete uns ein ganz anderes Bild als das, welches wir von „oben“ schon kannten. Hier war alles plötzlich so grün wie im Regenwald. Es gab hohe Bäume, die aus der Schlucht heraus gewachsen waren. Lianen hingen von den Wänden herab und man hörte überall das Plätschern von Wassertropfen, die von den Wänden herab tropften. Wir waren in eine Oase gelangt.
Unten in der Schlucht
Diese Oase konnte nur entstehen, da Wasser wie in Tropfsteinhöhlen durch das ganze Gestein der Steinhügel sickert und so auf eine besondere Art und Weise gespeichert wird und dann an den Außenwänden in der Schlucht ans Tageslicht kommt. So konnte dort dann eine andere Fauna als im übrigen Teil dieser Region entstehen.
So hat uns dann Frei Jonecildo durch die Schlucht geführt und wir konnten an einigen Stellen kaltes und klares Wasser genießen, das sich am Boden zu Pfützen angesammelt hatte.
Nach einiger Zeit sind wir dann wieder nach Caracol zu dem Haus der beiden Brüder gefahren und haben uns ausgeruht.
Am Abend sind wir dann zu der Messe in der Kirche gegangen, in der die beiden Brüder als Pfarrer tätig sind.
In der Kirche fiel mir auf, dass vor dem Altarraum eine große Kartonkiste stand. Ich wunderte mich, was sie denn da suchen hat. Bald fand ich den Grund für das Aufstellen der Kiste heraus: Nach und nach brachten die Kirchenbesucher Nahrungsmittel und Getränke zu der Kiste und stellten ihre Mitbringsel in diese hinein. Wie ich dann von Asssunção erfuhr, waren diese Spenden für die Menschen gedacht, die weiter draußen in der Einöde leben und keine Einkommen haben, um sich Lebensmittel zu kaufen.
Die Spendenkiste
Am nächsten Tag war es dann ruhiger. Abends war die finale Messe des Pfarrfestes, welches über mehrere Tage angedauert hatte. So wurde natürlich die Messe am Abend größer gefeiert als sonst. Wie es üblich ist, wurden zum Beispiel am Ende der Messe Feuerwerkskörper losgelassen.
Zur Feier des Tages gab es dann nachher ein großes Bankett im Haus der Brüder.
Am Samstag, den folgenden Tag darauf, sind wir hingegen wieder ganz früh aufgewacht, um in den Nationalpark „Serra da Capivara“ zu fahren, der 80 km entfernt war.
Der Nationalpark 
Im Nationalpark befindet sich die  Ebene „Chapada da Capivara“, die an den Hängen des Gebirges „Serra do Congo“ liegt. Der Nationalpark wurde gegründet, um die Felszeichnungen aus pre-historischer Zeit zu schützen. Denn dort sind die ältesten noch erhaltenen Felszeichnungen Südamerikas vorzufinden. Motive sind verschiedene Rituale, die ermöglichen ein Bild der Gesellschaft der sogenannten Nordeste herzustellen: Sexualität, Tänze und Jagd.
eines der bekanntesten Malereien des Nationalparkes
Dort wurden aber auch andere Funde von menschlicher Existenz gemacht werden, wie zum Beispiel die Funde von Skeletten.
Zudem wird im Nationalpark auch versucht die dort existierende Natur so gut wie möglich zu schützen. In dem Park leben zum Beispiel Jaguare und Kleinaffen.
Nachmittags sind wir dann zurück nach Caracol gefahren, um uns auf die Abreise am Abend vorzubereiten. Dann ging es um 18 Uhr Ortszeit zurück Richtung Bacabal und uns erwartete  wieder eine lange Reise mit dem Bus bis zum nächsten Tag.



Leben in Bacabal



In der folgenden Zeit verlief jeder Tag  mehr oder weniger, wie schon in dem vorherigem Bericht erwähnt, gleich ab, sodass ich jetzt nur die Highlights erwähnen werde.
Jedoch wurde mir eine neue Arbeit zugeteilt. Meine Aufgabe ist es momentan die Kinderbücher, die die Schule bereits besitzt und schon in der „sala de leitura“ (Literatursaal) deponiert hat, aufzulisten und später neu zu ordnen. Also erwartet mich jeden Tag viel Arbeit, weil ich nicht nur die Titel, sondern auch andere wichtige Informationen aufschreiben muss.

Jedoch gab es während der letzten Zeit viele Dinge, die hier in der Schule geschehen sind.


Besondere Tage in der Schule

In Brasilien gibt es aufgrund historischer Ereignisse, aber auch einfach durch ihre Wichtigkeit, immer wieder während an einer Woche oder an einem Tag ein bestimmtes Thema, das „gefeiert“ wird. So war zum Beispiel in der Woche vom 17. September zum 23. September Woche des Straßenverkehres. Passend zum Thema haben dann zum Beispiel die Kinder der 3. Klasse Plakate erstellt, auf denen sie aufgeschrieben hatten, was ihnen bei dem Wort Straßenverkehr einfällt, und haben dann dieses Plakat in der Klasse vorgestellt. Später wurden dann die Plakate der Kinder  an einer Wand im Flur auf gehangen.
Die Kids hängen ihre Plakate auf


Regen


Ende September gab es dann auch dann zum ersten Mal hier in Bacabal Regen, den ich 2 Monate zuvor das letzte Mal erlebt habe. Dafür war der Regen aber umso heftiger. Es hat richtig aus Eimern geregnet. Wenn es hier mal regnet, sind Blitze und Donner immer Begleiter.


Wahlen


Dann waren hier in Brasilien Anfang Oktober die Wahlen der Präfekten der Städte und Stadträte. Der Präfekt hat in etwa die gleiche Position wie der Bürgermeister in Deutschland.
In der Zeit vor diesen Wahlen wurden immer wieder von den Anhängern der jeweiligen Kandidaten Versammlungen auf den Straßen veranstaltet. Bei diesen Veranstaltungen geht es dann aber eher wie auf einem Fest als auf einer politischen Veranstaltung her. Die Leute lassen dann die Werbelieder der jeweiligen Kandidaten ablaufen, auf denen sie dann tanzen. Diese Veranstaltung ähnelt dann eher dem Treiben an Karneval auf den Straßen.
Diese feier-freudige Mentalität kommt daher, dass die Menschen bei solchen Wahlen immer große Hoffnungen in den jeweiligen Kandidaten setzen. Dieser soll dann die Missstände in der Infrastruktur abschaffen, vor allem in Sachen Gesundheit. So ist die Erwartung der Menschen, vor allem der ärmeren, sehr groß und ist auch schon eine richtige Herzenssache.  
Schließlich waren dann im ganzen Land am Sonntag, dem 7. Oktober, die Wahlen der Stadtpräfekten und Stadträte. Das Besondere der Wahlen in diesem Jahr war, dass hier zum ersten Mal per elektronische Geräte gewählt wurde.
Am Abend dann gab es einen großen Umzug der Anhänger des Gewinners, bei dem die Menschen bei ohrenbetäubender Musik tanzend hinter Autos mit großen Boxen hergingen; oder auf Mopeds oder im Auto in den Straßen Bacabals ihren Sieg feierten.
Das verblüffende war, dass nicht nur ein paar Leute dieses Ereignis gefeiert haben, sondern die ganze Stadt auf den Beinen war, um diesen Tag mitzuerleben.
Am Wochenende darauf gab es dann wieder eine große Veranstaltung. Der neue Präfekt Zé Alberto hat anlässlich seines Sieges sonntags ein großes Konzert im „ Centro Cultural“, einem großen Platz, veranstaltet. Dazu hatte er eine famose Musikgruppe des Musikstils Forró namens „Sacode“ eingeladen.
So sind die Wahlen nicht nur ein Verfahren, die zum Funktionieren der Gesellschaft gebraucht werden, sondern auch ein Fest für diejenigen, auf deren Seite der Erfolg ist.

Jetzt vom Feiern zu etwas anderem.
Rio
Wie wahrscheinlich jeder weiß, wird nächstes Jahr der Weltjugendtag in Rio de Janeiro stattfinden. Mir ist das Glück zugekommen, an diesem großen Fest teilzunehmen. Ich werde zusammen mit den Jugendlichen der Pfarrei São Francisco das Chagas, zu der auch CONASA gehört, nach Rio fliegen und dort dieses großes Event erleben dürfen.
Um die Kosten, die dabei entstehen, etwas zu verringern, hat sich eine Gruppe einiger Teilnehmer zusammengefunden, die versucht durch Veranstaltungen für Jung und Groß Geld zusammenzutragen. Dieser Gruppe bin ich beigetreten, da dies auch eine gute Möglichkeit ist noch mehr Leute in meinem Alter kennenzulernen.
Es gab auch direkt eine Veranstaltung von der Gruppe. Am Sonntag, den 14. Oktober, wurde das „ festival da pizza“ veranstaltet. Dazu hatten alle Gruppenmitglieder Eintrittskarten an die Menschen hier aus der Pfarrei verkauft. Eine Karte kostete 5 brasilianische Reals (das sind ca. 2 Euro). In diesem Preis waren 2 Minipizzen sowie ein Glas Erfrischungsgetränk mit beinhaltet. Wenn man mehr wollte, musste man nur eine weitere Karte kaufen und konnte sich direkt die Pizza holen. Zur Unterhaltung der kleinen Gäste wurden mit den Kindern Spiele gemacht und einige Trampoline aufgebaut.
Das Fest verlief besser als wir gedacht haben. Schließlich hatten wir am Ende mehr als 75 % der 2000 Minipizzen, die wir im Voraus gemacht hatten, verkaufen können. In Zukunft wird es noch andere Veranstaltungen von dieser Gruppe geben.


15. Geburtstag 

Jetzt werde ich über eine typische Tradition, die ich schon miterleben durfte, erzählen. Ich war nämlich auf dem 15. Geburtstag eines Mädchens, die mit meiner Gastfamilie befreundet ist, eingeladen. Denn hier wird der 15. Geburtstag eines Mädchens groß gefeiert. Das liegt daran, dass für die Leute hier ein Mädchen am 15. Geburtstag kein Kind mehr ist und die Entwicklung zur Frau mehr oder weniger schon vollzogen hat. Um dieses Ereignis zu feiern, gibt es ein kleines Zeremoniell, das durchgeführt wird.
Die Gastgeberin lädt dazu viele ihrer Freunde, Freunde der Familie und Bekannte ein, die diesem Ereignis beiwohnen sollen.
Am Abend der Feier, nachdem alle Gäste allmählich erschienen sind und auch schon die ersten „Salgados“ (kleine Vorspeisen, die den Teigtaschen ähnlich sind) gegessen wurden,  wird das Geburtstagkind durch die sitzende Menge geführt , um allen präsentiert zu werden. Danach halten nächste Verwandte und enge Freunde kleine Reden, um der Glücklichen zum Geburtstag zu beglückwünschen. Darauf werden einige Bilder aus dem Leben der frischen 15-Jährigen gezeigt, um den Verlauf des Lebens dieser jungen Frau sich nochmal in Erinnerung zu rufen. Dazu gehören auch Bilder, in dem sich das Mädchen mit dem Festkleid des Abends  wie ein Model zeigt, die extra für diesen Abend gemacht wurden.
Nachdem all dies vorbei ist, werden dem Mädchen die Ballerinas, die sie an hat, ausgezogen und gegen Stöckelschuhe ausgetauscht. Dieser Wechsel der Schuhe soll als Symbol dienen, dass das Mädchen zu einer Frau geworden ist. Danach kommen nach und nach Männer aus ihrem Leben, z.B. allen voran der Vater, zu ihr und tanzen eine Runde Walzer mit ihr. Von allen Männern bekommt dann die junge Frau eine Rose. Zum Schluss wird das nun erwachsene Mädchen nochmals durch die Runde geführt.
Danach verläuft dann der Geburtstag wie jeder anderer Geburtstag mit Bankett und anderen Dingen.


Olympischen Spiele 
Eine  weiterer Höhepunkt waren die Olympischen Spiele der Schule, die als eine Abwechslung für die Kinder gedacht waren. Die wurden ,wie kleines Geschenk, passend in der Woche nach dem Tag der Kinder (am 12.10) veranstaltet.
So begannen die Spiele am Dienstag, den 16. Oktober, mit der Eröffnung der Spiele. Dazu kamen alle Schüler nachmittags um 16:00, auch vom Vormittagsunterricht, zusammen. Nachdem alle Schüler unter den bedachten Teil des Schulhofes gebracht waren und geordnet waren, ist jede Klasse mit einer selbstgemachten Klassenfahne, wo der Name der Klasse drauf stand, eine Runde über den Schulhof gegangen.
eine Klasse präsentiert sich
 Nach dieser Runde stellten sich die Kinder auf den gepflasterten Teil des Platzes, um den weiteren Verlauf abzuwarten. Darauf folgte das Entzünden des Olympischen Feuers. Dazu ging ein auserkorener Schüler mit einer Kerze, in der Form eines großen Bleistiftes, einmal Rundum die versammelten Schüler und entzündete ein Feuer in einer Schale, die kunstvoll dekoriert auf einem Podest stand.
Das "Olympische Feuer"
Nach diesem Akt wurde zur Nationalhymne angestimmt und währenddessen wurde die Nationalfahne gehisst.
Zum Schluss der Eröffnung spielten die Lehrerinnen vom Vormittag gegen die vom Nachmittag in einem der Spiele, der Baleada. Zur Unterstützung ihrer Lehrerinnen riefen die Kinder dann lautstark Anfeuerungssprüche, sodass es bald es zu einem großen Durcheinander von Schreien kam. Ich wurde auch eingesetzt, aber leider war mein Team nicht auf der Siegerseite, denn das gegnerische Team vom Morgen gewann. Somit war dann auch die Eröffnungsfeier beendet. Disziplinen der Spiele waren:

Für  die Erstklässler gab es ein Pentathlon zu bestreiten, das aus den folgenden Disziplinen bestand:

-          Tauziehen
-          Sackhüpfen
-          Hindernislauf
-          Korbwerfen
-          LKW-Rennen

Die ersten beiden Spiele wurden so gespielt, wie man es kennt, mit jeweils 5 Spielern in jedem Team.
Beim Hindernislauf mussten die Kinder zuerst über eine Planke balancieren, dann über 4 Klötze nacheinander springen, durch einen Tunnel huschen und in 6 Reifen treten, bis sie auf der anderen Seite der Strecke bei einer Lehrerin abklatschten.
Beim Korbwerfen mussten die Kinder versuchen so viele Bälle wie möglich in einen Korb zu werfen.
Und beim LKW-Rennen zog  ein Kind einen kleinen Spiel-LKW aus Plastik bis zum Ziel hinter sich her, der bei 4 Stopps mit so viel Wasser wie möglich gefüllt werden sollte.
Die Kleinen beim Tauziehen

Die drei älteren Jahrgänge dagegen spielten in  den Disziplinen Fußball, Wettlauf, Baleada (dem Völkerball ähnlich) und Brennball.

In jeder Klasse wurde für die Spiele für jede Disziplin eine Mannschaft gebildet.
Um sich auf die Spiele vorzubereiten und auch so die passenden Spieler zu finden, sind die Lehrer in der Zeit vor den Spielen mit den Kindern immer wieder auf den Schulhof gegangen, um die verschiedenen Sportarten zu trainieren. Zu dieser Vorbereitung gehörte auch dazu, dass die Koordinatorin Isabel und ich das deutsche Schulspiel Brennball den Kindern beigebracht haben, da dieses Spiel hier in Brasilien unbekannt ist. Zudem waren andere Dinge, wie Erstellen des Spielplanes oder Dekoration der Schule passend zu diesem Event, Teil meines Aufgabenbereiches.
Die Schule hat sich herausgeputzt.
Die Klassen trugen die Wettkämpfe nur mit den Klassen aus dem gleichen Jahrgang aus.
Da ein Teil der Klassen nur morgens zur Schule kommt und der andere Teil nachmittags, wurden die Wettkämpfe zuerst in der jeweiligen Unterrichtseinheit ausgetragen. Danach spielten die Gewinner aus jedem Spielgang gegeneinander, sodass es am Ende einen Champion und einen Zweitplatzierten gab.

Es war von Anfang an klar, dass Fußball als Sportart bei diesem Event nicht fehlen durfte. Denn die Brasilianer sind verrückt nach Fußball, und das ist auch schon bei den Kleinen so. Um diese Leidenschaft zu  befriedigen, hatten die Fußballspiele auch die längste Spielzeit mit 40 Minuten. Da Fußball  auch ein Spiel eher männlichen Geschlechtes ist, wurde es nur von den Jungs gespielt.
Fußball
Dafür hatten die Mädchen auch ihr eigenes Spiel: Baleada. 

Die Baleada (Dt.: Schießerei) ist ein Spiel, das dem Spiel Völkerball sehr ähnlich ist. Hierbei stehen sich auch zwei Mannschaften in einem abgetrennten Feld gegenüber, das in der Mitte durch eine Linie geteilt ist. 
Beide Mannschaften versuchen mit einem Tennisball die gegnerischen Spieler abzuwerfen und so aus dem Spielfeld zu bekommen. Nachdem ein Spieler abgeworfen wurde, muss er auf die andere Seite hinter die gegnerische Mannschaft. Nun kann er von außerhalb des Spielfeldes im Zusammenspiel mit seiner Mannschaft die gegnerischen Spieler abwerfen. Die Mannschaft, die zuerst alle Spieler des Feindes aus dem Spielfeld geworfen hat, gewinnt. Hier sieht man doch viel Ähnlichkeit mit dem Völkerball.

Beim Wettlauf und beim Brennball wiederum gab es gemischte Mannschaften.
Am Tag nach der Eröffnung  wurden dann die ersten Spiele gespielt. Jedoch gab es zuerst normalen Unterricht und erst nach der großen Pause fanden sich die Klassen an den jeweiligen Stellen zusammen, wo die jeweilige Disziplin gespielt wurde. Jede Klasse spielte dann einmal jede Disziplin. 
Die Kinder, die gerade nicht spielten, saßen nicht tatenlos rum. Sie waren die Fans ihrer Mannschaft und feuerten mit Gesängen, die sie zuvor erfunden und eingeübt hatten, die Spieler ihrer Klasse an. So wurden die Spiele immer durch eine Geräuschkulisse quietschender Kinder, die in lauten Chören ihre Lieder sangen, begleitet. Und währenddessen durfte ich, der als Schiedsrichter eingesetzt wurde, versuchen danach zu schauen, dass die Spiele richtig verliefen.
Jedoch reichte die Zeit an einem Tag nicht aus und die andere Hälfte des ersten Durchganges wurde am nächsten Tag weitergeführt.

Um dann die absoluten Gewinner der Schule in den Sportarten herauszufinden, wurden am dritten Tag die finalen Spiele ausgetragen. Dabei traten die Gewinner vom Morgen und die Gewinner vom Nachmittag gegeneinander an. Um die Kinder nicht allzu sehr zu belasten, entfiel der Morgenunterricht und alle Schüler kamen nachmittags um 13:30 zum Spektakel.
Genau wie vorher wurden dann nochmal alle Spiele in jeder Stufe gespielt. Jedoch gab es einen Unterschied zu den beiden Tagen zuvor: Es gab deutlich mehr Kinder, die alle zur gleichen Zeit auf dem Schulgelände waren. So waren auch das Durcheinander sowie der Lärm größer. Das lag auch daran, dass sich die Kinder vom Morgen zu einem Fanblock zusammenschlossen, während die Kinder vom Nachmittag auch ihren Block bildeten. So gab es dann bei jedem Spiel immer eine große Gruppe, die dem Spiel zu guckte. Zudem waren auch die Eltern eingeladen, den Spielen zuzuschauen und ihre Kinder mit anzufeuern, wobei sie auch nicht ohne waren.
Zwischendurch gab es dann auch ein leckeres Stiel-Eis mit verschiedenen Geschmäcken der Früchte hier aus Brasilien wie z.B. Wassermelone oder Tamarindo.
An diesem Tag dauerte dann die Schule ausnahmsweise bis 18:30, also eine Stunde länger, da die Dauer der Spiele doch länger als gedacht war.


Versammlung der Schüler bei der Siegerehrung


Eine Woche später gab es dann die Siegerehrung. Freitags um 17 Uhr versammelten sich dann wieder alle Kinder auf dem Schulhof, nachdem sie sich und ihre Klassenfahne wieder präsentiert haben. Darauf wurde dann die Hymne der Pfarrei zu der dazu komponierten Musik gesungen. Dann ging es an die Medaillenvergabe.

glückliche Sieger
Eigentlich sollte die Verleihung direkt am Tag danach stattfinden, jedoch wurde der Zeitpunkt dafür verschoben, weil noch Bronzemedaillen gekauft werden mussten. Denn ursprünglich waren nur die Medaillen Gold und Silber für die Kinder vorgesehen. Weil es aber ein oder zwei Klassen gab, die kein einziges Spiel gewonnen haben, entschied Fr. Wagner noch Bronzemedaillen für die 2 Verliererklassen vom Morgen und vom Nachmittag zu besorgen. So gingen diese nicht mit leeren Händen nach Hause.
Auch die Lehrerinnen bekamen eine Medaille für das bestrittene Spiel Baleada. Da ich 
auch gespielt habe, bekam ich auch eine Medaille. Jedoch war diese nur eine silberne.
Das waren die ersten Olympischen Spiele der Schule Conasa, die es wahrscheinlich in Zukunft auch wieder geben wird.

Parallel zu den Spielen gab es auch was Besonderes für Kindergartenkinder aus den verschiedenen Stadtteilen, die alle zu Conasa gehören. Um ihnen auch eine Abwechslung zu bereiten, wurden auf dem Pausenhof des Kindergartens nebenan mehrere Spielgeräte aufgebaut. So gab es zum Beispiel Trampoline, Hüpfburgen und andere Attraktionen, auf denen die Kinder sich amüsieren konnten.
So kam dann jeden Tag während dieser Woche ein Omnibus voll mit Kindern, die von einem der 9 Kindergarten Conasas  abgeholt worden waren.
Damit war dann die Woche der Kinder auch vorüber.


Stromausfall 

Was auch sehr typisch hier in Brasilien ist, dass ab und zu einen Stromfall gibt.  Diese Erfahrung durfte ich jetzt auch schon machen. Am Donnerstag, den 25. Oktober, gingen um ca. 23:15 alle Lichter aus. Und das nicht nur in meinem Stadtviertel, was eigentlich sonst der Fall ist. Denn normalerweise, wenn es einen Stromausfall gibt, ist das nur ein Problem eines Viertels, wo irgendetwas der Stromverteilung kaputt gegangen ist. Aber diesmal was es nicht nur in meinem Viertel, nicht nur in der ganzen Stadt, sondern im ganzen Nordosten Brasiliens. Damit waren 9 Bundesstaaten Brasiliens völlig außer Gefecht. Das lag daran, dass in einem Hauptverteiler ein Feuer entfacht war und so die Stromversorgung unterbrochen hatte. Erst ungefähr um 02:00 morgens gab es dann wieder Strom. In dieser Zeit musste man  in der unerträglichen Hitze ausharren und konnte kaum schlafen, da der Strom für den Ventilator fehlte und so die ständige sanfte Brise zum Abkühlen fehlte.



Für den Frieden
Nun komme ich zum letzteren größeren Ereignis hier in der Schule. Hier in der Schule wurde mit den Kindern eine „Caminhada pela paz“ (Dt.: Wanderung für den Frieden) veranstaltet. Dabei gingen alle der Schule einmal durch das Viertel und sangen Lieder oder sprachen Gebete. In den Tagen zuvor hatten die Kinder Spielsachen, die Symbole für Gewalt, Mord und Krieg sind, mitgebracht. Diese wurden dann am Anfang der Caminhada als symbolischer Akt für die Abneigung gegen die Gewalt verbrannt.
Mit dieser Aktion wurde versucht den Kindern die Werte Friede und Gewaltlosigkeit beizubringen, worüber die Lehrerinnen schon zuvor im Unterricht gesprochen hatten.


Die mitgebrachten "Kriegswerkzeuge"


Also, so sahen meine letzten 2 Monate aus. Ich hoffe, ich konnte etwas die Neugierde aller besänftigen.


Um abraço grande und liebe Grüße,

euer Fred

Mittwoch, 12. September 2012

2. Bericht


Bacabal, der 11.09.2012 

Boa Tarde,
(das ist Portugiesisch und bedeutet Guten Tag)

Jetzt sind schon fast 3 Wochen vergangen, seitdem ich das erste Mal berichtet habe. 

Mittlerweile ist mein Alltag durch einen mehr oder weniger gleichen Ablauf bestimmt.
Ich stehe jeden Morgen um 7 Uhr auf, um so um 8 Uhr in der Schule zu sein.  
Dort beginne ich dann mit meinem nun täglichem Portugiesischunterricht bei meiner Lehrerin Assunção. 
Sie war noch bis Anfang dieses Jahres die Koordinatorin der Schule, bevor ihre Tochter Isabel ihre Stelle übernommen hat.
Diese sind auch die zwei Personen von der Schule, mit denen ich momentan am meisten (nach Frei Wagner) zu tun habe.

Nachdem ich Unterricht hatte, werden mir Aufgaben zugeteilt, für die anderen Mitarbeiter keine Zeit haben. So durfte ich zum Beispiel neue Bücher mit dem Schulstempel versehen oder in der Woche der Klassenarbeiten ( vom 27. bis 31.08) Kopien von den Klassenarbeiten von jeder Klasse in jedem Fach anfertigen.
So gibt es doch jeden Tag für mich etwas zu tun und ich sitze nicht tatenlos hier rum. 

Denn nämlich um noch stärker in die Arbeit mit den Kindern integriert zu werden, ist mein Portugiesisch noch zu schlecht.

Diese Arbeiten mache ich dann über den Rest Schultages.

Nun möchte ich noch von diesem und jenem erzählen, was noch so in der letzten Zeit geschehen ist.

Am Wochenende nach meinem ersten Eintrag war hier in Bacabal Kirmes. Natürlich habe ich diese mit meiner Gastfamilie besucht. Die Attraktionen hier sind eigentlich die gleichen. Zum Beispiel gibt es Autoscooter, Schiffsschaukel, Schießbuden und andere Dinge.
Was ich aber doch gemerkt habe, ist die Qualität der jeweiligen Angebote nicht so gut, wie man es in Deutschland gewohnt ist. Das macht aber nichts, denn man kann mit diesen Attraktionen viel Spaß haben. Und den hatten wir.

Am 22. August war in Brasilien Tag der Folklore. Zu diesem Anlass haben die Kinder einiger Klassen sich mit der Legende des ,,Saci“ befasst.




In der brasilianischen Mythologie handelt es sich dabei um koboldähnliches Wesen mit schwarzer Hautfarbe und nur einem Bein.  Ständig raucht er eine Pfeife und trägt eine rote Zaubermütze, durch die er jederzeit in Form eines Staubwirbels auftauchen kann. Und so schnell wie er da war, verschwindet er auch wieder.
Dem ,,Saci“ wird nachgesagt, dass er den Menschen gerne Streiche spielt. Wenn es aber jemanden Leid wird, dauernd sich die Scherze des Saci gefallen lassen zu müssen, kann man diesem Treiben ein Ende bereiten. Dies macht man, indem man den ,,Saci“ mit einer Flasche fängt und gleichzeitig ihm seine Zaubermütze wegnimmt. Wenn man ihn danach frei lässt, lässt der ,,Saci“ den Fänger in Ruhe und dem Fänger wird einen Wunsch erfüllt im Gegentausch für die rote Mütze.

Passend zu diesem Thema haben sich die Kinder zum Beispiel eine Pfeife gebastelt, die der Saci auch besitzt.

An einem Abend war ich mit meinem Gastvater Senhor Jeremias und meiner Gastmutter Marilhene auf einer politischen Kundgebung eines Kandidaten für die Wahl des Präfekten (vergleichbar mit einem Bürgermeister). Leider konnte ich nicht allzu viel vom Programm des Kandidaten verstehen. Jedoch habe ich bemerkt, dass viel Musik genutzt wird, um Sympathie aufzubauen und die Werbung ansprechender zu machen. Generell begegnet mir  Musik häufiger, als ich es in Deutschland gewohnt bin.

Passend zum diesjährigem 400. Geburtstag der Stadt São Luis, der Hauptstadt Maranhão`s, war eine Theatergruppe in der Schule. Sie trug  eine Geschichte basierend auf einer Legende vor, die besagt, dass unter der Insel von São Luis eine riesige Schlange seit ewigen Zeiten schläft. Wenn jedoch diese Schlange durch große Unruhe und Unfrieden  auf der Insel aufgeweckt wird, ist sie so erbost, dass sie die gesamte Insel, auf der São Luis liegt, zerstört.
In dem Theaterstück ging es um 2 sprechende Mäuse, die mit Hilfe dieser riesigen Schlange einen gefährlichen Piraten von ihrer Heimatinsel verjagen.
Der gefährliche Pirat und im Hintergrund die zwei verängstigsten Mäuse


Für Oktober wird momentan in der Schule für die Kinder ein kleines Olympia geplant. Da hatte ich die Idee, dass man bei diesem Vorhaben Brennball als eine Disziplin spielen lassen könnte. So verfolge ich den letzten Tagen den Auftrag, mit sprachlicher Unterstützung Isabels den Kindern Brennball beizubringen, was glücklicherweise mit Erfolg belohnt wurde. Denn den Kindern gefällt dieses Spiel sehr gut.

Letzte Woche Freitag war in Brasilien Unabhängigkeitstag. Wie in Deutschland ist dieser Nationaltag ein  freier Tag. So kommen am Feiertag nicht in die Schule. Um jedoch wie alle höheren Schulen, die das am tatsächlichen Feiertag machen, diesen Tag zu würdigen, wurde von der Schule ein kleiner Umzug durch das Viertel  am Tag vorher veranstaltet.

Zuerst wurde vor dem Schuleingang die Nationalhymne gesungen. Darauf ging der Umzug los und die Kinder marschierten zu der Musik der eigenen Schulkapelle durch die Straßen. Bei diesem Umzug trugen sie die Fahnen Brasiliens, Maranhãos, der Pfarrgemeinde und der Schule zur Schau.


Die Kinder singen die Nationalhymne:



Die Schulkapelle
Die marschierenden Kinder mit dem Fahne von Maranhão


Letztes Wochenende hat das Pfarrfest der franziskanischen Gemeinde hier begonnen und wird bis nächsten Sonntag andauern. So war ich also dann am Sonntagabend auf dem Pfarrfest, um mir ein Bild davon zu machen.
Wie sonst gab es eine Messe, nach der alle  auf das Kirchengelände gegangen sind und  sich dann dort etwas zu essen gekauft haben. Gleichzeitig konnte man bei einer Auktion verschiedene Präsente ersteigern. Diese Auktion wechselte sich mit einer Band, die brasilianische Lieder zum Besten gab.

Bei dieser Gelegenheit ist mir etwas eigentlich Ungewöhnliches zugestoßen. Ich habe drei deutsche junge Menschen getroffen. Dabei handelte es sich um Lukas mit seiner Frau und seinem Cousin, die hier in Brasilien Urlaub machen. Lukas war, wie ich jetzt, von 2008-2009 ebenfalls Freiwilliger in Brasilien. Aber hat er bei einem Projekt hier in der Nähe gearbeitet ( der Ort heißt Lago da Pedra) und nicht hier in Bacabal.

Für mich war heute vorläufig der letzte Tag hier in Bacabal. Denn morgen  werde ich mit Frei Wagner und Assunção nach Caracol in den Süden vom Nachbarbundesland Piaui fahren. Frei Wagner hat mich eingeladen, der dort zu einem Treffen hinfährt, mitzukommen, um so mehr von Brasilien kennenzulernen.
Ich bin mal gespannt, wie es wird.

Bis dann,

Liebe Grüße,

Euer Fred



Donnerstag, 23. August 2012

Die ersten Tage in Brasilien



Jetzt bin ich schon 12 Tage hier in Brasilien und habe schon viele Eindrücke von meinem Geburtsort Bacabal gemacht.

Ich will euch nun von den letzten 12 Tagen erzählen.

Ohne weitere Probleme bin ich am 10.08 um 12 Uhr Ortszeit in São Luis, nach einem Zwischenstopp in Rio de Janeiro, gelandet.
Dort hat mich dann Frei Wagner, der Vize-Direktor von CONASA und so mein Chef, abgeholt. Nachdem ich ein bisschen Geld gewechselt hatte und Frei (Bruder) Wagner ein paar Erledigungen für die Schule gemacht hatte, haben wir uns auf den Weg nach Bacabal gemacht.



Frei Wagner














Um euch eine Vorstellung von der Natur im Nordosten Brasiliens zu machen, die ich auf der Fahrt betrachten durfte, habe ich 2 Bilder gemacht:










 




Nach einer vierstündigen Fahrt sind wir abends um 8 Uhr in Bacabal angekommen. Dort fuhr Frei Wagner mich direkt zu meiner Gastfamilie und ich durfte den Lieben Senhor Jeremias, seine Frau Donna Marilhene und meine Gastgeschwister Lucas, Thiago und Ruhama kennenlernen.

Den Tag darauf habe ich erst mal ziemlich langsam begonnen. Ich habe ausgiebig ausgeschlafen und mich von den Strapazen der Reise am Vortag und vor allem von der unglaublichen Hitze hier in Brasilien (Es sind im Durchschnitt 32 Grad Celsius) erholt. 

Abends, wo die Temperatur etwas gesunken war, hat mir die Familie etwas von der Stadt gezeigt. Wir waren auf einem der vielen Plätzen hier in Bacabal und sind dann zu einer Brücke über dem Fluss Mearim, der durch die Stadt fließt,  gegangen. 
Dort hat mir dann Senhor Jeremias erzählt, dass bei Hochwasser die nahestehenden Häuser immer überflutet werden und die Bewohner dann flüchten müssten, um dann später nach dem Hochwasser ihre Hütten wieder aufzubauen. Bei den Bewohner handelt es sich um ärmere Familien, die sich mit dem Fischfang ihr Geld verdienen und sich wahrscheinlich keine bessere und zentralere Lage in der Stadt leisten können, sodass das Ufer die beste Wohnmöglichkeit für sie ist.

Am Sonntag, dem Tag danach, war in Brasilien Vatertag. Um diesen Tag gemeinsam mit ihren Vater zu feiern, sind noch 2 weitere Töchter von Senhor Jeremias mit ihren Familien zu einem leckeren Mittagessen vorbeigekommen. Nachher habe ich mit den Enkeln von Senhor Jeremias ein, zwei Stunden Fussball im Garten gespielt. 
Am Abend durfte ich dann das erste Mal an einer brasilianischen Messe teilnehmen.



Montag war mein erster Arbeitstag. Nachdem mich Senhor Jeremias morgens um 7 Uhr zur Schule gefahren hat (der Arbeitsweg ist so um 300m lang J ), habe ich also dann zum ersten Mal die Schule betreten, in der ich im nächsten Jahr arbeiten werde.
CONASA


Der Schulalltag beginnt jeden Tag um 7 Uhr: Die Kinder stellen sich geordnet auf dem Schulhof hin und warten darauf, dass sie von ihren Lehrerinnen abgeholt werden. Zudem gibt es jeden Montag vor Beginn des Schulunterrichts ein gemeinsames Gebet, bevor es in die Klassenräume geht.

Dort wurde ich dann auch der Schulgemeinschaft vorgestellt.





In den Klassenräumen dann beschäftigen sich die Kinder mit den üblichen Fächern wie Mathematik, Religion, Naturwissenschaften, Geschichte, Kunst, Musik sowie der Landessprache Portugiesisch. Mein erster Arbeitstag sah dann so aus, wie auch in darauf folgenden Tagen, dass ich eine Klasse der verschiedenen Stufen von den Vorschulkindern bis zu den Fünftklässlern besucht habe und den Unterricht beobachtet habe, um mir ein Bild vom Schulalltag machen zu können.





In den Pausen bin ich dann des Öfteren auf dem Pausenhof geblieben und habe mit den Kindern Fußball oder Fangen gespielt.

Der Schulhof


Die Kinder hier sind sehr aufgeschlossen und haben jetzt mittlerweile schon jede Schüchternheit verloren. Zum Beispiel kommen sie jedes Mal angelaufen und wollen umarmt werden.

Jedoch kommen nicht alle Schulkinder zur gleichen Zeit zur Grundschule, sondern kommt die erste Hälfte der circa 460 Schüler am Morgen zur Schule und hat bis 11:30 Unterricht. Darauf kommt dann am Nachmittag um 13:00 die zweite Hälfte in die Schule und hat dann bis 17:30 Unterricht. Auch wechseln nachmittags die Lehrerinnen, sodass die Lehrerinnen vom Morgen anderen Erledigungen nachgehen können. In gleicher Weise verläuft der Schulunterricht in der Vorschule direkt neben der Grundschule sowie in den Vorschulen der einzelnen Stadtteile.

Diese Teilung der Schüler wird generell in Brasilien praktiziert.

Am Wochenende habe ich samstags mit meiner Gastfamilie eine Messe besucht, in der ein Bruder aus dem hiesigen Konvent seine feierliche Bekenntnis zum Leben in der Gemeinschaft der Franziskaner abgegeben hat , die groß gefeiert wurde. Nach der Messe gab es dann auf dem Kirchengelände ein kleines Fest mit Band, ein paar Speisen, Getränken und allen anderen Sachen, die man dazu braucht.


Sonntags war ich dann in Vitorino Freire, der Stadt, aus der meine Mutter stammt, um meine Großmutter zu besuchen. Vitorino Freire ist nur eine Stunde entfernt von Bacabal, sodass ich vielleicht öfters bei meiner Großmutter vorbeischauen werde.
Der Nachmittag in Vitorino hat sich richtig gelohnt. Ich konnte meine Oma und meinen Onkel sowie meine Cousins sehen, die auch dort waren. Wir haben über die alten Zeiten gesprochen und einen leckeren Kuchen gegessen, den meine Oma extra für mich gebacken hatte.
Ich, meine Großmutter und mein Cousin

Leider war der Besuch viel zu kurz und wir mussten wieder nach 3 Stunden nach Bacabal fahren.



Nachdem ich letzte Woche alle Altersstufen ein bisschen kennengelernt hatte, fuhren wir, Frei Wagner und ich, über den Montag und den Dienstag verteilt die anderen Vorschulen in der Stadt besuchen, um auch so diese kennenzulernen. 

Diese Vorschulen liegen in den etwas ärmeren Stadtteilen, was ich auch der Fahrt zur jeder einzelnen Schule bemerkt habe. Zum Beispiel liegt an den Straßenrändern mehr Müll als gewöhnlich. 
Dort wurde ich dann wieder den Klassen vorgestellt, wobei die Kinder erfuhren, dass ich Fred bin, aus Deutschland komme und in nächster Zeit des Öfteren bei ihnen im Unterricht mitmachen würde. 
Jedoch blieben wir jedes Mal nicht allzu lange, da ich auch die anderen Vorschulen kennenlernen sollte.

Da ich momentan hier zur Arbeit noch nicht allzu viel beileisten kann, da zu einem meine Sprachkenntnisse noch nicht die besten sind, hat Frei Eurico (der Direktor) veranlasst, dass ich Portugiesischunterricht erhalte, damit ich schneller in die Sprache reinkomme.


Der Beginn dieser Schulwoche war ein bisschen kompliziert und stressig, da zu einem am Montag die  gemeinsame Pumpe der Schule und des danebenliegenden Bildungshauses CEFRAM, das auch ein Projekt der Franziskaner ist, den Geist aufgegeben hat und gleichzeitig viel mehr Menschen Wasser auf diesem Gelände brauchten. 

Denn in Bacabal war ein Etappenstopp einer Rallye, die durch die nördlichen Länder Brasiliens geht, und der Campingplatz  der Rallye war auf dem Kirchengelände. Und die Leute der Rallye nutzten die sanitären Anlagen des Bildungshauses CEFRAM, sodass die Vorräte an Wasser schneller verbraucht wurden als es sonst geschehen wäre. 
Denn es ist oft so, dass Wasser in große Wasserspeicher gepumpt wird, damit falls bei Ausfall der Wasserversorgung genügend Wasser vorrätig ist.
 Da dieser Vorrat schnell verbraucht wurde, musste Frei Wagner veranlassen, dass die Kinder heute zu Hause blieben, da es sonst nicht genügend Wasser  zum Trinken gegeben hätte. 
Denn ein Unterricht hier ohne Wasser ist unerträglich und ungesund.

Jedoch gab es auch einen positiven Aspekt, dass die Fahrer der Rallye hier ihren Halt gemacht haben. Denn so wurde der langweilige Schulalltag aus der Sicht der Kinder interessanter. 
Die Kinder durften nämlich eine Runde über den Zeltplatz machen und konnten die Fahrzeuge der Rallye bestaunen und mit den Fahrern  selbst ein bisschen sprechen. Am Ende gab es dann sogar für jeden eine Tüte mit leckeren Süßigkeiten, über die sich die Kinder sehr gefreut haben.

Die Route der Rallye




Was mich hier momentan auch alltäglich begleitet, sind die Wagen mit großen Lautsprechern, die dauernd die Werbeslogans der einzelnen Kandidaten für die Wahlen im Oktober in Dauerschleife ablaufen lassen. Auch hört man ständig abends die vielen Knalle der Feuerwerkskörper, die zur Werbung der Kandidaten abgeschossen werden.


An das Essen hier, das ich schon kenne, habe ich mich sehr schnell gewöhnt und bin sehr froh darüber, dass ich jeden Tag leckeres wie Reis mit Bohnen und einen leckeren Fisch zum Mittagessen bekomme. Auch ist die große Auswahl an verschiedenen frisch- gepressten Säften ein Paradies des Genusses.


Also so waren meine ersten Tage hier in Brasilien.

Liebe Grüße,
Fred